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    Deutschland und Indien: Ein Reger Austausch

    Hochhäuserfront der indischen Stadt Mumbai, Indien

    Indien, mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern, ist ein Land der extremen Gegensätze. Für die internationale Politik spielt es als Stabilitätsanker in der Region eine wichtige Rolle. Das Land ist die größte parlamentarische Demokratie der Welt.

    1951 haben Deutschland und Indien diplomatische Beziehungen aufgenommen. Mit der facettenreichen Veranstaltungsreihe „Deutschland und Indien 2011-12: Unendliche Möglichkeiten” zeigt sich Deutschland als innovativer, kreativer Partner Indiens für die Lösung von Zukunftsfragen.

    Das Deutschlandjahr ist eine herausragende Gelegenheit, Deutschlands Fähigkeiten, Produkte und Kultur in Indien zu zeigen. Es bringt Akteure aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur zusammen und trägt dazu bei, die Partnerschaft zwischen beiden Ländern weiter zu vertiefen und auszubauen.

    Eine strategische Partnerschaft

    “Deutschland hat ein intensives Interesse daran, Indien auf seinem sehr spannenden und sehr erfolgreichen Weg zu begleiten“, bekannte Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende Mai letzten Jahres bei ihrem zweiten Besuch des Subkontinents. 60 Jahre diplomatischer Beziehungen feiere man

    am besten, indem man dafür sorge, dass die guten Beziehungen auch künftig weiter wachsen und gedeihen, hob sie hervor.

    Bei den ersten Regierungskonsultationen wurde vereinbart, dass Deutschland und Indien in vielen Bereichen in Zukunft enger zusammenarbeiten – von der Bildungs- bis zur Umweltpolitik. Auch die privatwirtschaftlichen und technologischen Kooperationen zwischen beiden Ländern sollen verstärkt und gefördert werden.

    Die Konsultationen haben gezeigt, dass mehrere Ministerien bereits auf einer sehr breiten Basis zusammenarbeiten: etwa in der Außenpolitik, in der Wirtschaftspolitik, vor allen Dingen aber auch im Bereich der Umwelt- und der Bildungspolitik.

    Saubere Energie für Indien

    Doch nicht nur die politischen Institutionen beider Länder arbeiten eng zusammen. Auch Unternehmen mit deutscher Umwelttechnologie sind in vielen Bereichen aktiv. Deutsche Umwelttechnik und in Deutschland gesammelte Erfahrungen sind für die indischen Partner von großer Bedeutung. Deutschland wird im Umweltschutz als erfahrener und kompetenter Partner geschätzt. So fördert etwa die bundeseigene KfW-Bank im indischen Sakri derzeit das größte Photovoltaik-Solarkraftwerk der Welt.

    „Ich glaube, dass gerade im Bereich der erneuerbaren Energien eine sehr gute Zusammenarbeit möglich ist“, zeigte sich die Kanzlerin zuversichtlich. Indien plant sowohl effizientere Kohlekraftwerke als auch den Ausbau der Photovoltaik – beides mit deutscher Unterstützung.

    Nehru-Preis für Angela Merkel

     

    Staatspräsidentin Patil und Kongressführer Karan Singh überreichen der Kanzlerin den Jawaharlal-Nehru-Preis.

    In Neu Delhi wurde der Kanzlerin eine besondere Ehre zuteil. Dort erhielt Angela Merkel den Jawaharlal-Nehru-Preis für internationale Verständigung. „In dieser Preisverleihung sehe ich eine Bestätigung dafür, dass es ein guter Weg war, den unsere beiden Länder gemeinsam gegangen sind. 1951 haben Indien und die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen aufgenommen. Wir können heute dankbar und durchaus auch stolz auf diese 60 Jahre diplomatischen Beziehungen zurückschauen. Der Nehru-Preis unterstreicht aber nicht nur bereits aufgebautes Vertrauen. Er verbindet uns auch als Partner, die in die Zukunft blicken.”

     

    In vielen Teilen des Landes sind immer noch Dieselmotoren das einzige Mittel zur Stromerzeugung. Dass Indien eine stetig wachsende Nachfrage nach umweltfreundlicher und nachhaltiger Energieerzeugung hat, weiß auch der deutsche Unternehmer und Ingenieur Frank Asbeck: „Indien ist einer der solaren Zukunftsmärkte“. Seine Firma, die Solarworld AG, präsentierte sich erstmals Ende 2011 auf der Intersolar in Mumbai. Mit seinen Qualitätsprodukten aus dem Fertigungsstandort in Freiberg will das Bonner Unternehmen von der wachsenden Nachfrage profitieren.

    Chancen erkennen und einschätzen

    Mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern könnte Indien bis Mitte des Jahrhunderts nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt sein. Seine expandierende Volkswirtschaft und sein Bruttoinlandsprodukt können es weit nach vorne bringen. Für seine hochgesteckten Wachstumsziele braucht Indien ausländisches Engagement. Es bietet deutschen Unternehmen vielfältige Geschäftsmöglichkeiten. Produkte „Made in Germany“ werden auch in Indien für ihr hohes Maß an Präzision und Zuverlässigkeit geschätzt.

    Deutsche Unternehmen in Indien

     

    Indischer VW-Mitarbeiter an einer Produktionslinie im neuen Volkswagen-Werk in Chakan in Indien hinter einer Fahrzeugkarosserie.

    Viele deutsche Unternehmen setzen auf den boomenden Markt Indien. Nach Angaben der Deutsch-indischen Handelskammer sind knapp 1.500 deutsche Unternehmen in Indien aktiv. Branchen wie Automobil, Informationstechnik, Werkzeugmaschinen, Nahrungsmittel, Biotech/Pharma, Energie und Textil sind besonders stark vertreten.

     

    Nicht nur als Markt, sondern auch als Forschungsstandort wird Indien immer interessanter. Große Namen wie Siemens, Bosch, Daimler oder Philips haben in Indien Forschungs- und Entwicklungszentren gegründet.

    Beispiel Siemens: Das Unternehmen ist bereits seit 50 Jahren auf dem Subkontinent präsent – auch in Bangalore, dem indischen Silicon Valley. Dort werden unter anderem Softwareentwicklungen für die Medizinsparte oder für Sicherheitssysteme vorangetrieben.

     

    Von Siemens VAI gelieferte hoch effiziente Sinteranlage

    Seit Anfang 2010 hat Siemens rund 250 Millionen Euro in Indien investiert. Im Geschäftsjahr 2011 erreichte der Umsatz des Unternehmens mit Kunden in Indien 2,35 Milliarden Euro. Der Auftragseingang lag bei 3,31 Milliarden Euro. Siemens beschäftigt derzeit etwa 17.700 Mitarbeiter im Land, darunter 4.000 Forscher, Ingenieure und Software-Ingenieure.

     

    Mitte letzten Jahres konnte sich der Konzern einen milliardenschweren Großauftrag aus Indien im Energiesektor sichern. Dabei geht es um den Bau von zwei schlüsselfertigen Gas- und Turbinen-Kraftwerken mit zusätzlichen langfristigen Service-Verträgen. Das sichert auch Arbeitsplätze in Deutschland.

    Die Geschichte von Siemens in Indien reicht zurück bis 1867, als Werner von Siemens die Verlegung der ersten Telegrafenlinie zwischen London und Kalkutta persönlich überwachte. Heute unterhält das Unternehmen in Indien ein landesweites Netz von Vertriebsniederlassungen, 20 Fertigungsstätten, acht Kompetenzzentren und zehn Forschungs- und Entwicklungszentren.

    Siemens zeigt sich auch als gesellschaftlich engagiertes deutsches Unternehmen in Indien. Es unterstützt mehrere Waisenhäuser sowie Wiederaufbauprojekte nach der Tsunami-Katastrophe in Indien und spendete zwei mobile Klinikbusse – ausgestattet mit modernster Medizintechnik. Hauptsächlich werden sie in entlegenen Gebieten in Zusammenarbeit mit einer nichtstaatlichen Organisation eingesetzt.

    Entwicklungszusammenarbeit mit Indien

     

    Armenviertel in Indien

    Die deutschen staatlichen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit mit Indien betrugen 2011 rund 50,5 Millionen Euro.

     

    Wegen seiner großen wirtschaftlichen und politischen Bedeutung nimmt Indien eine Schlüsselposition bei der Lösung globaler Fragen wie Armutsbekämpfung oder Klimaschutz sowie bei der Sicherung der politischen Stabilität in ganz Südasien ein. Indien ist deshalb einer der wichtigsten globalen Entwicklungspartner der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Entwicklungszusammenarbeit stellt zugleich eine wichtige Komponente der strategischen Partnerschaft zwischen Deutschland und der Republik Indien dar.

    Gemessen an der Einwohnerzahl ist Indien das zweitgrößte Land der Welt: Auf dem Subkontinent leben knapp 1,2 Milliarden Menschen, die Mehrheit von ihnen auf dem Land. Die Vielfalt der Ethnien, Religionen und Sprachen ist groß, die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Gruppen sind nach wie vor erheblich. Das laut Verfassung offiziell abgeschaffte Kastensystem bestimmt bis heute den Alltag. Frauen und Mädchen werden vielfach benachteiligt, Kinderarbeit ist vor allem in den unteren sozialen Schichten noch immer verbreitet. Bürokratische Hürden, mangelnde Transparenz, Korruption und schlechte Regierungsführung in einigen Bundesstaaten stellen nach wie vor gravierende Entwicklungshemmnisse dar.

    Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sind die Bereiche Umwelt, Energie und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Im Mittelpunkt stehen Vorhaben zur Förderung der erneuerbaren Energien und Verbesserung der Energieeffizienz, zur Anpassung an den Klimawandel im Nordosten Indiens. Auch Vorhaben zur Unterstützung umweltrelevanter städtischer Infrastrukturmaßnahmen, zur Förderung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie Beratung beim Aufbau sozialer Sicherungssysteme für benachteiligte Bevölkerungsgruppen gehören dazu.

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